Dienstag, 29. April 2014

Tödlicher Kunstfehler



Michael Haymann lebt einsam und abgeschieden in seiner Wohnung in der Waldviertler Kleinstadt Mürren. Er vergräbt sich in den historischen Landkarten, mit denen er Handel treibt und hadert mit den Chancen, die im Leben an ihm vorübergegangen sind. Als er sich einer Operation unterziehen muss, wird er Opfer eines Kunstfehlers, der ihn vollends aus der Bahn wirft. Haymann pflegt nur zu sehr wenigen Menschen Kontakt. Darunter sind zumeist Prostituierte, aber auch sein ehemaliger Schulfreund Burkhard Flöttl, der als Psychiater praktiziert und nach und nach damit beginnt, seinen Schachpartner und nunmehrigen Patienten mit Worten und Medikamenten zu manipulieren. Der Krankheitsverlauf Michaels bessert sich nicht und er muss regelmäßig ins Spital nach Karst, wo er dazu übergeht seinen von Kindheit an in ihm schwelenden Hass auf andere Menschen zu projizieren. Was schließlich im Mord an einer Ärztin gipfelt. Von nun an wird der Täter mehr und mehr zum Spielball zwischen Rache, Suggestion und erpresserischen Absichten. Nur auf seinen Geschäftsreisen kommt der Protagonist mit sich ins Reine. Doch auch dort lauert die Gefahr. Zumal er bei einem Messebesuch in London in dubiose Händel mit einem Mann namens Karim Rashid gerät. Als er eines Tages im Flugzeug Tanja Petzold kennen lernt, scheint ein Wandel in seinem Leben stattzufinden. Doch die Vergangenheit holt ihn immer wieder ein. Baut sich von mal zu mal bedrohlicher vor ihm auf. Bis weitere Menschen sterben. Und seine Lage immer verzweifelter wird. Trotz Verlobung und gut gehender Geschäfte hat sich längst der Himmel über seinem Haupt verfinstert. Bevor dieser endgültig über ihn zusammenbricht, muss er eine schwere Entscheidung treffen.

Der Roman zeigt in drei Kapiteln die Einsamkeit eines Menschen auf, der sich längst außerhalb der gesellschaftlichen Norm befindet und getrieben durch unwürdige Zustände im staatlichen Gesundheitssystem seine Legitimation sucht, sich an jenen zu rächen, die seiner Meinung nach mitverantwortlich für seine Misere sind. Der Protagonist erlebt, wie sein Vertrauen missbraucht, kann sich aber auch an der Schönheit der Liebe erfreuen, die ihm geschenkt wird. Diese ständig auf ihn prallenden Gegensätze zwischen der Hingebung zu seiner Freundin und seiner eigenen Menschenverachtung, zwischen der Muse, die er in seinem Beruf findet und den Abscheulichkeiten seiner Taten, beginnen ihn innerlich zu zerreißen. „Tödlicher Kunstfehler“ ist der Versuch auszudrücken, dass auch ein Mensch ohne jegliches soziales Gewissen vor seinen eigenen Gefühlen nicht gefeit ist. Wozu es niemals einer Moral bedarf. Bloß eines beschädigten Charakters, über den wir von Zeit zu Zeit wohl alle verfügen.

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